- Erewan
- Erewạn,russisch Jerewạn, Erevạn, bis 1936 russisch Eriwạn, Hauptstadt von Armenien, am Rasdan, 20 km vor der türkischen Grenze, am Nordrand der vom Ararat (5 137 m über dem Meeresspiegel) überragten Araksebene, 850-1 300 m über dem Meeresspiegel, (1999) 1,25 Mio. Einwohner (1914: 29 000, 1977: 956 000 Einwohner). Erewan ist wissenschaftliches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum von Armenien. Neben der Armenischen Akademie der Wissenschaften sind die Universität (gegründet 1920), die veterinärmedizinische, medizinische und technische Hochschule sowie sieben weitere Hochschulen, die Staatsbibliothek, Handschriftensammlung »Matenadaran«, etwa 20 größere Museen und neun Theater, Gemäldegalerie, Philharmonie, Planetarium und zoologischer Garten die wichtigsten Einrichtungen für Bildung und Kultur. Die Industrie umfasst Aluminiumgewinnung, Maschinen- und Kraftfahrzeugbau, elektrotechnische, chemische und pharmazeutische Industrie, Reifen-, Keramikwerk und eine Uhrenfabrik sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie (Konservenfabriken, Wein- und Sektkellereien, Kognakfabrik) und Baustoffbetriebe. Nahe der Stadt arbeitet seit 1979 das Kernkraftwerk Metsamor (elektrische Bruttogesamtleistung 880 MW; 1989 nach dem Erdbeben stillgelegt, 1995 wurde der zweite Block wegen Energiemangel wieder in Betrieb genommen). Die Untergrundbahn, 1981 eröffnet, ist wichtigstes innerstädtisches Verkehrsmittel. Die Eisenbahnverbindung mit Tiflis besteht seit 1986. Erewan hat einen internationalen Flughafen.Von den Festungen auf dem Arinberd und dem Kamir-Blur ist mächtiges Mauerwerk erhalten, nach Ausgrabungen (reiche archäologische Funde) wurden Teile rekonstruiert. Von den Sakralbauten sind die Kreuzkuppelkirchen Katogike (13. Jahrhundert) und Zorawar (17. Jahrhundert) sowie die Moschee (1776, jetzt Museum für Stadtgeschichte) erhalten; über den Rasdan spannt sich eine zweibogige Brücke (1679). Charakteristisch für die armenische Bauweise sind zahlreiche ein- bis zweistöckige Wohnhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts Städtebauliche Maßnahmen seit 1920 (Generalbebauungsplan von A. I. Tamanjan, 1924) führten zu starken Veränderungen des Stadtbildes. Das historische Stadtzentrum verfügt über ein rechtwinkliges Straßennetz und ist in ringförmige Alleen eingebettet. Es entstanden u. a. das Operntheater (1926-39) und das Regierungsgebäude (1926-41) von Tamanjan, das Gebäude der Handschriftensammlung »Matenadaran« (1959) von M. W. Grigorjan, das Verkehrsministerium (1957) von E. A. Sarapjan und das Historische Museum (1968) von S. R. Asatjan und B. A. Arsumanjan. K. A. Akopjan u. a. schufen 1984 einen Sport- und Konzertpalast.Der Ursprung von Erewan wird auf die 782 v. Chr. unter dem urartäischen Herrscher Argischti I. erbaute Festung Erebuni (Irepuni) auf dem Arinberd genannten Hügel im Süden der Stadt zurückgeführt. Unter König Rusa I. (730-714 v. Chr.), nach anderer Auffassung unter Rusa II. (685-645), entstand im Südwesten die Festung von Tejschebaini auf dem Kamir-Blur (Roter Hügel), in deren Schutz sich eine große Stadt entwickelte. Bis zum 7. Jahrhundert n. Chr., in dem Erewan zum ersten Mal in Chroniken erwähnt wird, ist wenig über die Geschichte der Stadt bekannt. 1554 wurde Erewan von den Türken erobert und zerstört, 1604 vertrieben die Perser die osmanischen Truppen, waren jedoch kurz darauf wieder zum Rückzug gezwungen, brannten die Stadt nieder und verschleppten ihre Bewohner. Das im türkisch-persischen Friedensvertrag von 1639 zusammen mit Ostarmenien an Persien gefallene Erewan war 1735-1827 Hauptstadt eines persischen Khanats (Erewaner Khanat, prachtvolle Residenz eines persischen Statthalters). 1827 wurde die Stadt von den Russen besetzt und 1828 (Frieden von Turkmantschaj) offiziell von Persien an das Russische Reich abgetreten. Nach dem Genozid an den Armeniern (1915) Ziel eines großen armenischen Flüchtlingsstroms, wurde Erewan 1918 zunächst Hauptstadt der kurzlebigen, von der Partei der Daschnaken geführten Armenischen Republik, 1920 der Armenischen Sozialistischen Sowjetrepublik und 1990 der Republik Armenien.
Universal-Lexikon. 2012.